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Ask Alcedis mit Bernhard Remes: „Social-Media und Digitalisierung werden eine zentrale Rolle spielen“

Erstellt am: 13.04.2021

 

Wie Simulationen, Social Media und Kommunikation mit klinischen Studien zusammenhängen, erläutert Bernhard, Head of Data Management bei Alcedis.

 

Was sind die Potenziale der nahen Zukunft von klinischen Studien?

"In Zukunft werden die Daten der Patienten nicht mehr nur an einzelnen Stichtagen erfasst, sondern rund um die Uhr, jeden Tag. Datenquellen, wie Wearables, Apps oder in Kleidung eingebaute Sensoren, können kontinuierlich Daten sammeln.

In Kombination mit Patientenakten und der gesamten Historie klinischer Studien erschafft das die Möglichkeit, Studien zu simulieren. Erste Ergebnisse liegen also vor, obwohl die Studie noch nicht gestartet ist. Auf dieser Basis kann das Studiendesign optimiert und das Patientenrisiko in klinischen Studien minimiert werden. Wenn Rekrutierung, Behandlung und die statistische Analyse schon vorab simuliert wurden, können variable Parameter so angepasst werden, dass Risiken, Nebenwirkungen oder das Fehlen von essenziellen Datenpunkten auf ein Minimum reduziert werden.

Wird die Simulation klinischer Studien weiter optimiert, werden zunächst Kontrollgruppen, welche die Standardtherapie oder nur ein Placebo erhalten, überflüssig. Eines Tages könnte die reine Simulation zur Medikamentenfreigabe ausreichen. Medikamente müssten für die Zulassung nicht mehr an Teilnehmern von klinischen Studien getestet werden, sondern lediglich virtuell an bereits erhobenen Daten."

 

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Wie sehen klinische Studien in zehn Jahren aus?

"Social Media und die fortschreitende Digitalisierung werden für die Gesundheitsbranche eine zentrale Rolle spielen und den Patienten in klinischen Studien weiter in den Mittelpunkt rücken. Patienten werden in dezentralen klinischen Studien nicht mehr auf ihre Hausärzte oder eine Praxis angewiesen sein, sondern registrieren sich auf einer Social-Media-Plattform, um sich transparent mit Forschern, medizinischen Experten und anderen Patienten über ihre Erkrankung auszutauschen.

Durch vernetzte Geräte und virtuelle Kommunikation werden viele Untersuchungen zu Hause vom Sofa mit Selbsttests oder in der lokalen Apotheke erfolgen können. Allein dieser logistische Vorteil wird zu einer verbesserten Rekrutierung, zu weniger Therapie-Abbrüchen und zu finanziellen Einsparungen führen."

 

Mehr zum Thema wie Studienabbrüche mit Hilfe von digitaler Patientenbindung vermieden werden können erfahren Sie hier

 

Welche Herausforderungen werden auf die Branche und klinische Studien in Zukunft zukommen?

"Bisher läuft die Kommunikation bei klinischen Studien hauptsächlich über den Arzt. Wenn der Patient weiter in den Mittelpunkt rückt, kann auch ein Dialog zwischen Patienten oder zwischen Pharmaunternehmen und Patienten an Bedeutung gewinnen. Das stellt die Branche vor Herausforderungen, neue Fragen müssen beantwortet werden: Wer darf mit dem Patienten interagieren? Kann sich der Patient selbst in eine klinische Studie einschreiben? Wer entscheidet, welche Ergebnisse an den Patienten weitergegeben werden? Wie wird über Risiken aufgeklärt?

Die sich dadurch neu ergebenen Konstellationen erfordern neue Bestimmungen. Doch Trägheit und Bürokratie stehen dem Fortschritt oft im Weg. Bis zur Zulassung eines neuen Medikaments vergehen beispielsweise sieben bis zehn Jahre – Zeit die vor allem aufgrund umfangreicher Regulatorien verloren geht.

Ähnliche Hürden befürchte ich auch bei der Studien-Simulation, bei direkten Interaktionen zwischen Patienten oder bei der Kommunikation zwischen Patienten und dem Pharmaunternehmen. Die Forschung an sich ist schnell, nur Politik und Regularien lassen leider lange auf sich warten. Dass der technologische und wissenschaftliche Fortschritt nicht durch politische Ideologie ausgebremst wird, ist voraussichtlich die größte Herausforderung."