Pharma

Weltfrauentag: Fünf Frauen, die die Wissenschaft veränderten

Erstellt am: 10.03.2022

 

Eine Karriere in der Wissenschaft war für Frauen in den vergangenen Jahrhunderten alles andere als selbstverständlich. Trotzdem prägten sie mit ihren Forschungen die Entwicklungen in Medizin und Naturwissenschaften. Zum Weltfrauentag stellen wir fünf Frauen vor, die sich aller Widerstände zum Trotz ihrer Forschungspassion widmeten – und damit andere inspirierten.

 

Rahel Hirsch (1870-1953)

Weil ein Studium Frauen zu ihrer Zeit nicht erlaubt war, zog Rahel Hirsch 1898 nach Zürich. Hirsch, 1870 in Frankfurt am Main geboren, studierte in der Schweiz Medizin und wechselte später nach Leipzig und Straßburg, weil dort die Fortsetzung eines Studium Frauen gestattet war. Nach ihrer Promotion arbeitete sie zunächst als Assistentin an der II. Medizinischen Klinik der Berliner Charité. Dort leitete sie ab 1908 die Poliklinik. 1913 erhielt sie als erste Frau Preußens einen Professorentitel. Sechs Jahre später setzte sie sich als Ärztin für Innere Medizin mit einer eigenen Praxis in Berlin nieder. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft entzogen ihr die Nationalsozialisten 1933 ihre Kassenzulassung und fünf Jahre darauf ihre Approbation. 1938 entschied sich Hirsch zur Flucht nach Großbritannien, dort arbeitete sie als Laborassistentin und Übersetzerin, weil ihre Approbation nicht anerkannt wurde. Hirsch setzte sich Zeit ihres Lebens für die Gesundheit von Frauen und deren geschlechterspezifischer Beratung ein, dazu erschien auch ihr Buch „Körperkultur der Frau“. Die letzten Jahre vor ihrem Tod 1953 verbrachte Hirsch in verschiedenen Nervenheilanstalten, sie litt unter Depressionen, Wahnvorstellungen und Verfolgungsängsten. Die Aufgabe ihres geliebten Berufs und die Verfolgung durch die Nationalsozialisten hatten ihre Spuren hinterlassen.

 

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Florence Rena Sabin (1871-1953)

"Ich hoffe, dass meine Studien andere Frauen, insbesondere junge Frauen, dazu ermutigen, ihr Leben den größeren Interessen des Geistes zu widmen“, sagte Florence Rena Sabin einmal. Die Ärztin und Wissenschaftlerin wurde am 9. November 1871 geboren und gehörte zu einer der wenigen Frauen ihrer Zeit, die in der Forschung Karriere machten. So erhielt sie 1913 als erste Frau eine Professur an der John Hopkins Medical School in Baltimore. Elf Jahre später bekam die American Association of Anatomists mit Sabin ihre erste weibliche Präsidentin. Eine Pionierin war die Medizinerin auch mit ihrem Start 1925 am Rockefeller-Institut, deren erste wissenschaftliche Leiterin sie wurde. Dort arbeitete sie unter anderem an neuen Mitteln gegen Tuberkulose. Sabins letzte große Aufgabe lag in der Verbesserung des öffentlichen Gesundheitssystems, ehe sie am 3. Oktober 1953 in Denver starb.

 

Gerty Theresa Cori (1896-1957)

Aufgrund ihres wohlhabenden Elternhauses erhielt Gerty Theresa Cori, geboren am 15. August 1896, die Möglichkeit, ihr Abitur zu absolvieren und ein Studium der Medizin an der Universität Prag zu beginnen. Hier lernte sie auch ihren Mann Carl Ferdinand Cori kennen, mit dem sie 1922 in die USA auswanderte. Das Paar arbeitete zunächst in Buffalo am State Institute for Study of Malignant Diseases. Während ihr Mann eine Forschungsstelle annahm, durfte Cori lediglich im Labor arbeiten. Neun Jahre später zogen die beiden nach St. Louis um. Hier begann Carl Cori als Leiter des Pharmakologie-Departments an der Washington University, während seine Frau erneut nur eine Stelle als Hilfskraft am Krebsforschungszentrum antrat. Dennoch arbeiteten die Coris gemeinsam, wechselten an das biochemische Institut und forschten zum Intermediärstoffwechsel, der Verarbeitung von Zucker im Muskel sowie der Wirkung von Insulin und Adrenalin im Zuckerstoffwechsel. 1947 erhielt Cori als erste US-Amerikanerin zusammen mit ihrem Mann für die Entdeckung des Zuckerstoffwechsels den Nobelpreis für Medizin. Wenig später wurde bei Gerty Cori Myelofibrose diagnostiziert, eine Erkrankung des Knochenmarks. Trotzdem nahm sie eine Professur für Biochemie an der Washington University in St. Louis an. 1957 starb sie im Alter von 61 Jahren an der Erkrankung.

 

Lesen Sie hier: Anfang der Neunzigerjahre gründete Dr. Elke Heidrich-Lorsbach gemeinsam mit ihrem Mann Michael Lorsbach Alcedis. Im Interview blickt sie auf die spannenden Anfänge zurück, spricht über erste Herausforderungen und nennt digitale Trends der klinischen Forschung.

 

Gertrude Belle Ellion (1918-1999)

Der Krebstod ihres Großvaters führte sie in die Arzneimittelforschung: Weil Gertrude Belle Ellion, geboren am 23. Januar 1918, ein Mittel gegen die Krankheit finden wollte, studierte sie an der New York University Chemie – und war zu dieser Zeit die einzige Frau innerhalb ihres Studiengangs. 1944 startet sie als Assistentin von George Hitchings im Forschungslabor des Pharmaunternehmens Burroughs Wellcome. Gemeinsam entwickeln die beiden pharmakologische Wirkstoffe. Dazu gehörte unter anderem das erste Immunsuppressivum, was die Funktionen des Immunsystems vermindert und so für Organtransplantationen eingesetzt wurde, denn es verhinderte ein Abstoßen der Organe. Die Entwicklung von Mercaptopurin zur Behandlung von Leukämie gilt als herausragendste Leistung von Ellion und Hitchings. 1988 erhielten die beiden für ihre Forschungen den Nobelpreis für Medizin.

 

Rosalind Franklin (1920-1958)

Bereits als junges Mädchen begeisterte sie sich für Naturwissenschaften: Rosalind Franklin, geboren am 25. Juli 1920 in London, studierte Chemie, Physik und Mathematik, ehe sie sich auf die Strukturanalyse von Molekülen mithilfe von Röntgenstrahlen spezialisierte. 1951 startete sie am King‘s College mit ihren Forschungen zur Struktur der DNA. Während ihrer Arbeit entstand das Röntgenbild "Nr. 51", das die spiralförmige Anordnung der Desoxyribonukleinsäure zeigte. Doch für die Entdeckung der DNA-Doppelhelix wurden 1962 drei Männer mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet. Die Molekularbiologen Francis Crick und James Watson sowie der Physiker Maurice Wilkins hatten ihre Forschung mithilfe des Röntgenbilds von Franklin und eines internen Reports der Wissenschaftlerin vorangebracht, der ihnen ohne ihr Einverständnis zugespielt wurde. Von der Ehrung der drei Männer erfuhr Franklin nicht mehr. Vier Jahre zuvor war die Forscherin an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben – doch ohne ihren Einsatz hätten die Wissenschaftler wahrscheinlich niemals den hochdotierten Preis gewonnen.