Pharma

Tag des Lungenkrebs: Warum die HANSE-Studie einen Unterschied in der Früherkennung von Lungenkrebs macht

Erstellt am: 29.07.2022

 

Seit einem Jahr bietet die HANSE-Studie eine kostenlose Lungenkrebs-Früherkennung an. Mehr als 14.000 Menschen registrierten sich bereits für das Projekt. Erfahren Sie zum Tag des Lungenkrebses, welche Erkenntnisse das CT-Screening brachte und welche Chancen in dieser Untersuchung liegen.

Eine Untersuchung, die Lungenkrebs in einem sehr frühen Stadium erkennen kann. Ein Projekt, dass es in dieser Größenordnung noch nicht gab: Mit der HANSE-Studie nehmen Raucher und ehemaliger Raucher seit einem Jahr an einer kostenlosen Lungenkrebs-Früherkennung teil. Hierfür wechselt ein Studientruck mit einem hochmodernen Computertomographen alle zwei Wochen seinen Standort, der mobile Untersuchungsraum pendelt zwischen Hannover, Lübeck und Großhansdorf bei Hamburg.

„Es handelt sich um die erste Studie in Deutschland, die einen Truck für ein Lungenkarzinomscreening einsetzt,“ sagte Prof. Dr. med. Jens Vogel-Claussen, Radiologe und Prüfarzt an der Medizinischen Hochschule Hannover, der die wissenschaftliche Studie leitet zum Start. "Damit zeigen wir die diagnostischen Möglichkeiten des Lungen-Screenings auf. Lungenkarzinome können mittels CT wesentlich früher erkannt und behandelt werden. Diese Untersuchung ist nicht nur effizient, sondern aufgrund der geringen Strahlenbelastung sehr schonend für Patientinnen und Patienten.“

Jens Vogel-Claussen

Prof. Dr. med. Jens Vogel-Claussen, Radiologe und Prüfarzt an der Medizinischen Hochschule Hannover, leitet die Studie

(Foto: Stefan Knaak Photography)

Am 1. August wird mit dem Tag des Lungenkrebses jährlich auf betroffene Menschen und die Krankheit aufmerksam gemacht. Laut der deutschen Krebsgesellschaft werden die meisten Lungenkrebserkrankungen durch Rauchen ausgelöst. Das Risiko zu erkranken, steigt mit dem Alter. Demnach wird bei Männern zwischen 80 bis 84 Jahren am häufigsten ein Lungenkarzinom diagnostiziert, zwischen 65 und 74 Jahren trifft die Diagnose vor allem Frauen.

Die HANSE-Studie richtet sich an Männer und Frauen zwischen 55 und 79 Jahren. Die Resonanz auf das Projekt ist ungebrochen: Mehr als 14.000 Personen haben sich seit dem vergangenen Juli für die Studie registriert. Potenzielle Teilnehmer werden entweder in eine Hochrisiko- oder Niedrigrisikogruppe eingeteilt. Während die Hochrisiko-Patienten einen CT-Scan erhalten, bleibt das Team auch mit den Mitgliedern der anderen Gruppe in Kontakt. Ihr Gesundheitszustand soll fünf Jahre nach Studienstart erneut abgefragt werden.

 

Neues Whitepaper

Entdecken Sie unser Whitepaper zur Bewältigung zentraler Herausforderungen in klinischen Studien. Vermeiden Sie kostspielige Verzögerungen durch immer wiederkehrende Hürden mit diesen innovativen, technologischen und patientenzentrierten Lösungen.
Jetzt herunterladen

 

Haben Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Lungen-Screenings ihre Rauchgewohnheiten verändert?

 

„Wir stehen kurz vor dem zweiten Teil der Studie“, sagt Dr. Hendrik Melior, der als Projektmanager Clinical Operations die HANSE-Studie bei Alcedis betreut. Das Ziel von 5000 Patienten in der Hochrisikogruppe zu untersuchen, stehe unmittelbar bevor. Bei den CTs seien bislang 29 Lungenkrebsfälle diagnostiziert worden. In wenigen Wochen starte nach den ersten CT-Scans die Nachsorgeuntersuchungen der Patientinnen und Patienten. „Uns interessiert nicht nur, wie es den Menschen körperlich geht, sondern auch ob sich aufgrund der Studienteilnahme ihre Rauchgewohnheiten oder Lebensgewohnheiten verändert haben“, sagt Melior.

In der Niedrigrisikogruppe der HANSE-Studie sind vor allem ehemalige Raucher vertreten, die im Schnitt vor 20 Jahren mit dem Rauchen aufgehört haben. In der Hochrisikogruppe zeigt sich dagegen ein geteiltes Bild: 48 Prozent sind ehemalige, 52 Prozent noch aktive Raucher. Bei den Nichtrauchern handelt es sich zudem um Menschen, die erst vor Kurzem, durchschnittlich vor fünf Jahren, mit dem Rauchen aufgehört haben. „Wir erreichen mit der Studie besonders Menschen, die aufgrund ihres Rauchverhaltes ein schlechtes Gewissen haben“, so Projektleiter Melior. Viele würden ihren Zigarettenkonsum ändern, mit dem Rauchen aufhören wollen.

So unterscheidet sich auch das Rauchverhalten zwischen beiden Gruppen. Die Probanden der Hochrisikogruppen konsumierten rund 42 Prozent mehr Zigaretten, im Schnitt lag der Verbrauch bei 22 Zigaretten pro Tag. „130 Teilnehmer rauchten mehr als 50 Zigaretten pro Tag“, berichtet Melior. „Eine Person gab gar an, 208 Zigaretten am Tag zu rauchen.“

 

"Ein Projekt dieser Größenordnung gab es bislang nicht": Lesen Sie hier das ganze Interview mit Jens Vogel-Claussen zum Start der HANSE-Studie.

 

Ein entscheidender Risikofaktor für die Entstehung des Bronchialkarzinoms sind für Lungenfachärzte die Packungsjahre, diese ergeben sich aus dem Zigarettenverbrauch pro Tag und dem Zeitraum des Rauchens. Im Rahmen der HANSE-Studie zeigte sich bislang, dass die Probanden der Hochrisikogruppe 44 Packungsjahren zählen, wogegen bei der Niedrigrisikogruppe durchschnittlich 16 Jahren erfasst wurden.

 

Mehr als 57.000 Menschen erkranken jährlich an Lungenkrebs

 

Interessant sind laut Hendrik Melior auch die Beweggründe der Probandinnen und Probanden. „Die HANSE-Studie erreicht besonders viele Menschen, die bereits Krebs diagnostiziert bekamen oder mit Krebsfällen in ihrem Umfeld konfrontiert werden.“

Mehr als 57.000 Menschen in Deutschland erhalten laut dem Lungeninformationsdienst des Helmholtz Zentrums München jährlich die Diagnose Lungenkrebs. Frauen sind bei der Entdeckung des Krebses im Durchschnitt 69 Jahre, Männer 70 Jahre alt. Rund 16.500 Frauen und 29.300 Männer sterben pro Jahr an Lungenkrebs, damit ist das Bronchialkarzinom die häufigste Todesursache bei Männern. Eine frühe Entdeckung des Lungenkrebses ist somit entscheidet für die Heilungschancen.

"Lungenkrebs gehört weltweit zu den häufigsten bösartigen Erkrankungen“, sagte Prof. Dr. med. Vogel-Claussen im vergangenen Jahr. Weil das Karzinom oft zu spät erkannt werde, lägen die Überlebenschance von Betroffenen fünf Jahre nach Feststellung der Krankheit nur bei etwa 15 bis 20 Prozent. Der Radiologe sieht in der HANSE-Studie daher ein hohes Potenzial: „Wenn ein CT-Screening der Lunge wie andere diagnostische Verfahren als Leistung in die medizinische Vorsorge aufgenommen würde, diagnostizieren wir mehr Lungenkrebse in einem sehr frühen Stadium und reduzieren die damit verbundene Sterblichkeitsrate.“